GeoZentrum NordbayernDie Steinbrüche und die Hart- u. Werksteinindustrie

im Fichtelgebirge

von Alfons Baier

 


Die steinverarbeitende Industrie stellt im Fichtelgebirge einen bedeutenden Wirtschaftszweig dar. Zwar werden heute im zunehmenden Maße aus Skandinavien, Südafrika, Indien und Brasilien importierte Gesteine verarbeitet, um den wechselnden Geschmack des Publikums zu genügen; jedoch basiert diese Industrie auf dem einheimischen Granit, welcher die eigentliche Grundlage für die heutige Hart- und Werksteinindustrie bildete.

Die Granite des Fichtelgebirges haben bereits in frühesten Zeiten die Aufmerksamkeit des Menschen auf sich gezogen. Granitblockschutt wurde schon bald als Baustein verwendet; später wurden Blockmeere und anstehende Felspartien nahezu ausschließlich verarbeitet da man zunächst der Meinung war, daß nur die über Tage anstehenden Granite zur Weiterverarbeitung brauchbar wären. Dieser regellosen Werksteingewinnung wurde 1721 durch eine Verordnung des Bayreuther Markgrafen Georg Wilhelm ein Ende gesetzt. Der Granitabbau unterstand nun den Bergämtern, welche die einzelnen Grubenfelder verliehen, die wiederum von Gewerkschaften ausgebeutet werden sollten; den Gewerkschaften war ein Verkaufs- und Erbrecht vorbehalten. Auf diesem Prinzip beruht noch heute die Struktur der steinbrechenden Unternehmen im Fichtelgebirge.

Der Eisenbahnbau in Nordostbayern um die Mitte des 19. Jahrhunderts brachte einen starken Aufschwung der Granitindustrie mit sich; zu diesem Zeitpunkt erwachte auch das Interesse der Geologie an den Fichtelgebirgsgraniten. GÜMBEL (1879) beschrieb bereits alle wichtigen Granitvarietäten dieses Gebiets. Aufgrund der starken Nachfrage begann man zuerst, vor allem im Gebiet des Waldsteins und des Epprechtsteins Granite flächig abzubauen. Schließlich war jedoch die Anlage von Steinbrüchen nicht mehr zu umgehen. Besonders an den Flanken des Epprechtsteins entstand so eine Vielzahl von Steinbrüchen, welche heute bis auf wenige aufgelassen sind. Zur selben Zeit nahm von Weißenstadt aus die maschinelle Granitbearbeitung des Schleifen und Polierens ihren Ausgang. Da das Wissen um diese Gesteinsbearbeitung zunächst eine gewisse Monopolstellung bewirkte, gingen vom Fichtelgebirge aus geschaffene Granitdenkmäler, Säulen, Brunnenanlagen etc. in alle Welt.

Granitgliederung im Fichtelgebirge

Im folgenden soll ein kurzer Überblick über die zum Abbau gelangten Hart- und Werksteine des Fichtelgebirges gegeben werden:

Die verschiedenen Typen der Redwitzite wurden bis vor wenigen Jahren als Hartsteine in Brüchen gewonnen und unter den irreführenden Handelsbezeichnungen "Seussner Syenit" und "Wölsauer Syenit" geführt (MÜLLER 1979). Wegen ihrer,vorwiegend dunklen Tönung wurden sie in den Steinbearbeitungsbetrieben des Fichtelgebirges geschliffen, poliert und bevorzugt zu Denkmälern oder Grabsteinen verarbeitet.

Redwitzit aus Wölsau

Der Porphyrgranit des Massivs von Weißenstadt-Marktleuthen zeichnet sich durch große, klar begrenzte Feldspäte in einer meist mittelkörnigen Grundmasse aus; insgesamt erscheint das Gestein infolge der großen Feldspäte sehr hell. Aus dem Porphyrgranit wurden früher Blöcke zur Gewinnung von Platten geschnitten; auch die großen Säulen für die Befreiungshalle in Kelheim bestehen aus Porphyrgranit (MÜLLER 1979). Im Raum um Selb treten im Porphyrgranit Linsen einer äußerst feinkörnigen, hellen Granitvarietät auf, welche fast schon als Aplit bezeichnet werden kann; dieses Gestein wurde früher unter der Bezeichnung "Selber Granit" bevorzugt für Skulpturen und technische Werkstücke verarbeitet.

Im Westen geht der Porphyrgranit in die über 200 m mächtige granodioritische Randfazies über: dieses Gestein zeigt bei feiner Struktur ein Übergewicht an dunklen Gemengteilen (Biotit); die dortigen Brüche lieferten überwiegend Pflastersteine.

Von den Graniten der jüngeren Abfolge wurde lediglich der Randgranit nie im größeren Umfang gewonnen. Hingegen baute man den Kerngranit aufgrund seiner hellen Farbe und des regelmäßigen, grobkörnigen Gefüges bevorzugt ab, wobei wegen der teilweise günstigen Lagerungsverhältnissen sehr große Blöcke gewonnen werden konnten. Eine blaue, äußerst begehrte Varietät ist der Kösseine-Kerngranit, welcher in einem schmalen Band nördlich, östlich und südlich des Kösseinemassivs auftritt. Die östlichen Teile des Luisenburg-Felslabyrinths bestehen aus diesem Gestein, während die westlichen Teile von Randgranit aufgebaut werden.

Kösseine - Kerngranit

Der Zinngranit schließlich zeichnet sich durch gleichmäßige mittlere Körnung aus und besitzt eine ansprechende hellblaugraue Farbe. In Deutschland fand er -- in der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg -- überwiegend für Monumentalbauten Verwendung, daneben wird das Material auch heute noch zu Pflastersteinen, Boden- und Treppenbelägen verarbeitet.


Literatur:

GÜMBEL, C.W.v. (1879): Geognostische Beschreibung des Fichtelgebirges mit dem Frankenwalde und dem westlichen Vorlande.- Gotha 1879.

MÜLLER, FRIEDRICH: (1979): Bayerns steinreiche Ecke.- 272 S., 456 Abb., Hof/Saale (Oberfr. Verlagsanstalt) 1979.

RICHTER, P. & STETTNER, G.: (1979): Geochemische und petrographische Untersuchungen der Fichtelgebirgsgranite.- Geologica Bavarica 78, 144 S., 70 Abb., 9 Beil., München 1979.

STETTNER, GERHARD: (1958): Erläuterungen Geol. Karte von Bayern 1:25000 Bl. Nr. 5937 Fichtelberg.- 116 S., 29 Abb., 3 Beil., München 1958.


* Dr. A. Baier; Last update: Freitag, 24. Februar 2023 12:53

"Goethe und die Luisenburg"

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