GeoZentrum NordbayernZur Geschichte der oberfränkischen Hartsteinindustrie:

Die VATES-Granitwerke Marktleuthen/Werk Wendenhammer

von Alfons Baier


Die Firma VATES-Granit geht in ihren Anfängen zurück auf das Jahr 1865; damals kaufte Johann VATES für seine Söhne Christoph, Jakob und Adam ein Anwesen in der Ortschaft Hebanz (einige hundert Meter westlich des Werkes). In Hebanz wurde daraufhin in der ehemaligen Schmiede der erste Steinbearbeitungsbetrieb eingerichtet. Die drei Söhne waren gelernte Maurer und Steinhauer; zusammen erwarben sie die ersten Abbaurechte und brachen ihr Rohmaterial in den Steinbrüchen am Schafberg und am Höfersberg.

Granite des Fichtelgebirges

Christoph VATES begann damals mit der Granitveredelung; das Polieren der Hartsteine wurde vorwiegend von Frauen dadurch bewerkstelligt, daß ein mit Bleifäden gedrehtes Hanfseil von Hand hin- und hergezogen wurde.

Ab 1875 wurde die Granitverarbeitung im heutigen Werk Wendenhammer mit Wasserkraft betrieben. Die ab 1890 infolge des Eisenbahn- und Brückenbaus stark gestiegene Nachfrage nach Hart- und Werksteinen brachte auch der VATES-Granit eine verstärkte Auftragslage; unter anderem beteiligte sich die Firma am Bau des Eisenbahnviadukts bei Marktleuthen. Bereits damals wurden polierte Hartsteine für den Export gefertigt.

Nach dem Ersten Weltkrieg mußte ein neuer Aufbau vorangetrieben werden. Fleiß und die Fähigkeit zur Improvisation glichen die vielen Unzulänglichkeiten aus. Bereits 1932 lieferte die Firma die ersten Steinmetzprodukte mit Lastkraftwagen nach Berlin, ein für die damalige Zeit beachtlicher Erfolg für das aufstrebende Unternehmen. Eigene Steinbrüche wurden sowohl im In- als auch im Ausland unterhalten.

Der Zweite Weltkrieg unterbrach die Aufbauarbeit und forderte hauptsächlich unter den jungen Fachkräften einen hohen Blutzoll. Im Jahre 1945 begann, wie überall im völlig zerstörten Deutschland, der mühsame Wiederaufbau; erschwert wurden diese Bemühungen durch Verbote der Besatzungsmacht, die Geldentwertung und dem überall auftretenden Rohstoffmangel. Erst 1953 erfolgte -- nur aufgrund massiven persönlichen Einsatzes -- der Anschluß des Werkes an das öffentliche Stromnetz; die Trinkwasserversorgung wurde durch das Abteufen eigener Tiefbrunnen sichergestellt. 1954 konnte die Granitgewerkschaft Rehau mit den Steinbrüchen am Kornberg erworben werden.

Im Jahre 1990 zählte die Firma VATES-GRANIT etwa 100 Beschäftigte. Die Inhaber des Betriebs waren zum damaligen Zeitpunkt Fritz WUNDERLICH jun. und Hans WUNDERLICH. Das Rohmaterial kommt heute nahezu ausschließlich aus dem Ausland, vorwiegend aus Südafrika, Skandinavien, Indien und Brasilien; beliefert werden von der VATES-GRANIT Steinmetzmeister im Fichtelgebirge und in der übrigen Bundesrepublik, in Österreich und in Belgien.


* Dr. A. Baier; Last update: Freitag, 24. Februar 2023 12:54

"Granitbrüche von Reinersreuth"

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