Der Silbersee
Die dem Silberbuck im Nordwesten vorgelagerte Grundwasserblänke des Silbersees stellt das letzte heute noch sichtbare Rudiment der Baugrube des "Deutschen Stadions" dar. Der See weist in seiner Nordnordostecke mit einem Höhenniveau des Gewässerbodens von 309 m NN eine Maximaltiefe von rund zehn Metern auf, wird jedoch an seinem Südostende mit Wassertiefen um fünf Meter wesentlich seichter. Das infolge der Fundamentausschachtung ursprünglich geradlinig verlaufende Nordwestufer wurde in den Siebziger Jahren durch die Neuanlage von Flachwasserbereichen, Verlandungsgürteln und Vogelbrutinseln naturnah umgestaltet.
Die Höhenlage des Seewasserspiegels schwankt im Jahresverlauf zwischen 317,9 m NN und 318,5 m NN. Das im Silbersee enthaltene Wasservolumen wurde bei einer Spiegelhöhe von 318,0 m NN mit 218.800 m³ bestimmt.
Der im Bereich des heutigen Silbersees ausgeschachtete Nordwestteil der Baugrube hatte ursprünglich ein Hohlraumvolumen von rund 942.500 m³; hierin wurden zur Baugrundvorbereitung und zur Anlage der oben erwähnten Einfahrtrampe etwa 16.900 m³ quartäre Lockersedimente wie Sande und Kiese eingebracht.
Der Hauptteil der heute im Bereich des Silbersee-Wasserkörpers anstehenden Lockerablagerungen besteht jedoch aus Deponiematerial, welches offensichtlich von den Rändern der ehemaligen Baugrube aus direkt in den See gekippt wurde. So schieben sich am südöstlichen Ufer zwei mächtige Müllzungen vom Silberbuck aus in den Silbersee hinein; vergleichbare, jedoch weniger signifikante Gegebenheiten sind am Nordwest- und am Südwestufer zu beobachten. Insgesamt beläuft sich das im Silbersee unter dem Wasserspiegel enthaltene Müllvolumen auf rund 661.850 m³. In unmittelbarer Nachbarschaft, jedoch über dem Seewasserspiegel stehen am Nordwestufer, am Südwestufer und -- vor allem -- am Südostufer weitere 289.500 m³ Deponievolumina an.
Aus dem Blockbild der in den Keupersandsteinen niedergebrachten Baugrube, den darüber liegenden, geringmächtigen Quartärsande und Lockersedimente sowie dem mächtige Deponiekörper im Silberbuck und im Silbersee sowie in dessen Umgebung ist ersichtlich, daß der heutige Silbersee im Grunde das kleinste visuell sichtbare Rudiment des gigantomanen Bauunternehmens darstellt. Hingegen überdecken die bewaldete Oberfläche des renaturierten Silberbucks, die Wasserfläche des Silbersees und die Freizeitflächen in der Umgebung des Sees eine Sondermülldeponie von gigantischen Ausmaßen: Das Gesamtvolumen des in diesem Areal abgelagerten Deponiematerials wurde mit rund 5.531.200 m³ bestimmt.
Im Silbersee übertreffen die Mineralisationsprozesse die Primärproduktion durch Photosynthese. Das Epilimnion weist einen hohen Planktongehalt auf, welcher nach dem Absterben die Schlammbildung am Seegrund fördert. Durch die Umwälztätigkeit der Belüftungsanlage werden Nährstoffe aus dem anoxischen Hypolimnion ins Epilimnion verfrachtet; diese führen dort zu einer hohen Biomasseproduktion und weiterhin zu hohen Sedimentationsraten. Außerdem werden durch den Sulfateintrag aus der Deponie hohe Umsätze durch Mineralisationsprozesse mit starker Sauerstoffzehrung bedingt, wobei die freigesetzten Nährstoffe wiederum ins Epilimnion transportiert werden können.
Dies legt den Schluß nahe, daß die 1985 im Silbersee installierte Belüftungsanlage ihr eigentliches Ziel der Unterbindung der Sulfidproduktion nicht erreicht, sondern im Gegenteil die reduzierenden Prozesse durch erhöhte Mineralisation noch verstärkt: Im Silbersee sind nämlich die Mineralisationsraten in den tieferen Sedimentschichten derart hoch, daß der Zustrom an reduktiven Verbindungen wie Fe2+ und H2S aus dem Sediment die künstlich in das Hypolimnion eingebrachte Sauerstoffmenge ausgleicht. Hierbei wird zunächst Eisenoxid gebildet, welches dann jedoch als Elektronenakzeptor für anaerobe mikrobielle Umsetzungen dient. Am Seeboden finden somit an der Grenzschicht Sediment-Wasser sehr schnell ablaufende Zyklierungsvorgänge von Eisen (Fe2+/Fe3+) und Schwefel (S2-/SO42-) statt (BRAMKAMP & PEIFFER 1995).
* last Update: Freitag, 24. Februar 2023 13:00